Hobbytrailer vs. Rettungshund: (K)eine schwerwiegende Entscheidung

Er hat gefunden!“ – der Moment, in dem der eigene trailende Hund die versteckte Person findet, ist großartig und sorgt für reichlich Endorphine. In diesem Augenblick spielt es keine Rolle, ob ein für den Einsatz ausgebildeter Hund bereits seit einer Stunde gesucht hat, oder der Hobbytrailer die Versteckperson nach zwei Minuten hinter der nächsten Ecke findet. Oder doch?

Mantrailing erfreut sich in den letzten Jahren in Deutschland einer wachsenden Beliebtheit. Zahlreiche Hundeschulen oder freie Gruppen bieten die artgerechte Beschäftigung für Hunde an. Wer mit seinem Hund daran teilnimmt, muss sich allerdings darüber im Klaren sein, dass es ein Hobby ist, das großen Spaß macht – mehr nicht. Darüber hinaus werden leider nicht von allen Anbietern Hintergrundwissen und ausreichend Theorie zum Thema angeboten. Doch es soll nicht alles schlechtgeredet werden: Auch Hobbytrailer können ihre Aufgabe großartig meistern, während ihre Besitzer eine gute Zeit mit ihrem Hund und viel Spaß haben. Nicht zu vergessen ist der positive Beziehungseffekt des „Teamwork Mantrailing“.

Hobbytrailen – der Anfang

Hundehalter, die sich mit ihrem Vierbeiner in das Abenteuer „Mantrailing“ bei einer Hundeschule stürzen, werden erstaunt sein über die Vorbereitung, die vonnöten ist. Anders als beim Grunderziehungskurs benötigen sie nun neben Leine, Halsband und Leckerlies noch weitere Ausrüstungsdetails. Hierzu zählen Schleppleine, ein „besonderes Geschirr“, das von nun an einzig dem Mantrailing vorbehalten ist, sowie weitere skurril anmutende Accessoires. Schließlich scheint es zunächst ungewöhnlich, wiederverschließbare Plastiktüten (die zum Einfrieren von Lebensmitteln) und getragene Unterhemden bei sich zu führen.

Mantrailing als Hobby: So beginnt die Ausbildung

Besagte intensiv nach ihrem Träger riechende Kleidung dient einem Zweck: etwaige Zweifel des Hundes, wer der dazugehörige Mensch sein könnte, weitgehend auszuschließen. Dieser Gedankengang macht aus der Sicht von Hundeschulbetreibern durchaus Sinn, denn wiederholter Misserfolg bei der Personensuche könnte die Motivation der Teilnehmer senken. Und teilnehmende Mensch-Hund-Teams sind in diesem Fall natürlich wirtschaftlich von essenzieller Bedeutung. Von diesen Überlegungen abgesehen, geht es ans Trainieren. Um den Hund an das Trailen heranzuführen, gibt es verschiedene Methoden.

Schnelle Sucherfolge steigern die Motivation

Die beliebteste, weil einfachste, ist das Wegrennen der Versteckperson auf Sicht. Im sofortigen Anschluss wird dem Hund der zugehörige, intensiv riechende, Geruchsträger gereicht und los geht`s. Auf diese Weise wird der Hund auf jeden Fall schnell begreifen, was von ihm erwartet wird. Zwei oder drei Häuserecken werden bereits nach kurzer Zeit kein Hindernis mehr für ihn darstellen. Natürlich wird ein auf diese Weise an das Trailen herangeführte Hund neben der Nase sehr viel mit den Augen arbeiten. Was im Rettungshundebereich absolut verpönt ist, schadet einem Hobbytrail-Team jedoch nicht. Hier geht es schließlich auch nicht eines Tages um Menschenleben, sondern um viel Spaß an der gemeinsamen Beschäftigung Mantrailing. Wenn Hundeschulen es auf diese Weise hinbekommen, die Beziehung zwischen Mensch und Hund zu verbessern, haben sie ihre Aufgabe hervorragend erfüllt.

Ausbildung zum Rettungshund – ein langer Weg

Die Ausbildung eines Rettungshundes ist ein deutlich langwierigerer Prozess. Wenn ein Hund auf seine Einsatztauglichkeit geprüft wird, ist er mindestens drei Jahre alt. Bis zu diesem Zeitpunkt muss der Hundeführer intensiv mit seinem Hund arbeiten – und diese Arbeit benötigt deutlich mehr Zeit als einmal in der Woche zwei Stunden. Während der Hund lernt, dem Trail genau zu folgen, muss sein Mensch sein Leinenhandling optimieren und die Hundesprache immer besser lesen können. Neben dem, optimalerweise täglichen, Training müssen angehende Rettungshundeführer eine Ausbildung im Sanitätsdienst durchlaufen. So ist gewährleistet, dass sie gefundenen Personen verlässlich Erste Hilfe leisten können.

Zahlreiche harte Trailkilometer warten

Zurück zur Ausbildung des Hundes. Einem angehenden Mantrailer für den Realeinsatz wird es in seiner Ausbildung nicht bewusst leicht gemacht. Im Gegenteil: Er muss die gesuchte Person sicher identifizieren, ob sie allein ist oder sich in einer Menschenmenge befindet. Er muss den Individualgeruch von allen möglichen Geruchsträgern aufnehmen können – vom Kaugummi bis zum Kugelschreiber. Darüber hinaus soll er sowohl im urbanen Raum als auch in Wald und Feld eine verlässliche Suchleistung an den Tag legen. Er übt in seiner Ausbildung, dem Trail über Treppen, in Aufzüge oder Fahrzeuge zu folgen. Ob das Geruchsbild ihn in geschlossene Räume oder über große, offene Plätze führt: Ein Rettungshund folgt ihm. Wenn nötig, stundenlang.

Gefunden – und jetzt?

Für Hobbytrailer spielt das Verhalten bei der gefundenen Person eine untergeordnete Rolle. In der Regel genügt es, angekommen zu sein – was schließlich eine Leistung für sich ist. Von einem Rettungshund wird jedoch mehr erwartet. Wenn er bei dem gesuchten Menschen angelangt ist, soll er ein eindeutiges Verhalten zeigen, das die Person nicht verunsichert. Ein Beispiel ist ruhiges Vorsitzen. Damit zeigt er zum einen dem Hundeführer eindeutig, dass er jetzt bei der oder dem Gesuchten angekommen ist. Zum anderen verunsichert er den aufgefundenen Menschen nicht – schließlich ist im Vorfeld unbekannt, ob dieser eventuell Angst vor Hunden hat. Das Verhalten beim „Opfer“ ist somit ein weiterer gesonderter Trainingspunkt auf der langen Liste der Ausbildungsschritte, die ein angehender Einsatztrailer durchläuft.

Zusammenfassend ist zu sagen, dass Trailen zum Spaß hervorragend für Hundehalter ist, die eine weniger zeitaufwendige, sinnvolle Beschäftigung für ihren Hund suchen. Wer sich hingegen entscheidet, seinen Hund in einer Rettungshundestaffel auszubilden, muss viel Zeit einplanen und mit vollem Herzblut dabei sein.