Faszination Hundenase: ein siebter Sinn in unseren Diensten

Die unglaublich gute Nasenleistung unserer Hunde fasziniert uns. Was unsere Begleiter geruchlich wahrnehmen können, bleibt uns verborgen. Einzig die tierische Körpersprache, deren „Übersetzung“ uns einen winzigen Einblick in die Welt der Gerüche gewährt, lässt uns teilhaben.

Wir Menschen erschließen unsere Umwelt überwiegend visuell. Gerüche spielen in unserer Sinneswahrnehmung eine untergeordnete Rolle. Daher fasziniert uns ein Mantrailer, der eine versteckte Person dort auffindet, wo unsere Augen sie nicht sehen und unser Verstand sie nicht vermuten konnten, jedes Mal aufs Neue. Beim Dummytraining können wir uns fragen: Merkt der Hund sich die Markierung, indem er die Flugkurve des Dummies mit den Augen verfolgt, oder nimmt er die Entfernung mit der Nase wahr?

Im Dienste des Menschen

Seit Jahrhunderten nutzen wir den außerordentlichen Geruchssinn des Hundes für uns. Damals wie heute ist er unser Jagdbegleiter, der uns verlässlich zur Beute führt. Als Flächenhund unterstützt er uns, in unwegsamem Gelände Verletzte viel schneller aufzufinden, als eine Menschenkette es könnte. In der jüngsten Zeit dient die Hundenase auf eine weitere Weise unserer Gesundheit: Sie riecht Krankheiten. So wurden im Jahre 2011 an der südjapanischen Universität Kyushu mit einem Labrador „Schnüffeltests“ durchgeführt, so der FOCUS (Link http://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/krebs/news/darmkrebs-hund-erschnueffelt-krebs-biomarker_aid_595486.html). Mit einer Trefferquote von mehr als 90 Prozent habe der Retriever Darmkrebs riechen können. Mit der Krebserkennung endet der Einsatz der Hundenase in der Medizin noch nicht. Um Epileptiker vor einem Anfall zu warnen, bildet etwa das Deutsche Assistenzhunde-Zentrum (Link: http://www.assistenzhunde-zentrum.de/) Epilepsiewarnhunde aus. Diese Hunde nehmen nach einer Studie von 2014 eine verminderte Sauerstoffsättigung „ihres“ Menschen wahr. Durch Stubsen, Anlecken oder Ähnliches können sie ihn so rechtzeitig vor einem Anfall warnen.

Was macht den Geruchssinn so außergewöhnlich?

Mittelgroße Hunde besitzen durchschnittlich etwa 220 Millionen Riechsinneszellen, die an mehreren Stellen im feuchten Inneren der langen Hundenase angeordnet sind. Wir Menschen hingegen besitzen nur 10 bis 20 Millionen dieser Zellen. Diese befinden sich zudem nur an einer einzigen Stelle unserer Nase. Doch nicht nur die Anzahl und Anordnung dieser Rezeptoren macht den Unterschied. Auch der Teil des Hundegehirns (Bulbus olfactorius oder Riechkolben), der für den Geruchssinn zuständig ist, ist um ein Vielfaches größer als der des Menschen. Wir setzen die Größe des Gehirns für gewöhnlich mit Intelligenz gleich. Da ist die logische Schlussfolgerung, unseren Hunden eine immense olfaktorische Intelligenz zuzusprechen. Die Vielzahl der Gerüche, die dieser Teil des Hundegehirns verarbeitet, nimmt der Hund mit seiner Riechschleimhaut (Riechepithel) auf. Durch die Windungen im Innern der Hundenase ist diese flächenmäßig ziemlich groß. Auch die Feuchte der Schleimhaut erleichtert die Aufnahme der Geruchsstoffe. (Daher ist es so wichtig, unseren Hunden während der Suche immer wieder Wasser anzubieten!).

Alles am Hund, vom Aufbau der Nase bis hin zur Hirnstruktur, ist auf das Riechen ausgelegt. Visuelle Wahrnehmung spielt bei Ihm nur eine untergeordnete Rolle. Solche Lebewesen werden als Makrosmatiker bezeichnet. Wir Menschen hingegen sind Mikrosmatiker – Riechen ist für uns nicht so wichtig.

Überliefertes zur Hundenase

Warum der Geruchssinn unserer vierbeinigen Partner so gut ist, lässt sich biologisch erklären. Anderes können wir damit jedoch nicht ohne Weiteres erschließen – oder wollen es nicht. Fast jeder Hundehalter, der es nicht bereits selbst erlebt hat, hat schon einmal von Folgendem gehört: Hunde können den nahenden Tod von Menschen riechen. Es wird gesagt, dass die Hunde sich von diesen Personen abwenden und keine Nähe mehr suchen. Bewiesen ist das nicht. Eine schönere Geschichte ist die von Frauen, die berichten, ihr Hund habe eine Schwangerschaft durch Riechen am Bauch noch vor ihnen bemerkt. Viele Hundebesitzer schwören ferner darauf, ihr Hund könne riechen, ob Menschen gutwillig sind oder Schlechtes im Schilde führen.

Vo welchem Blickwinkel wir es auch betrachten: Die Faszination dieses besonderen Sinnes unserer Hunde bleibt. Wir schätzen es, mithilfe dieser Fähigkeit besondere Momente erleben zu dürfen. Dummyarbeit, Mantrailing und alle weiteren Formen der Nasenarbeit bereiten uns und unseren Begleitern jedes Mal aufs Neue Freude.